2015, Sargeinlagen aus Pilzmaterial | #entomb #materials #speculativedesign #sustanability

In meiner schriftlichen Bachelorarbeit setzte ich mich mit Alternativen zu Kunststoffen auseinander. Bei meinen Recherchen dazu sties ich auf ein Material aus Pilz. Es ist zu 100% biologisch abbaubar und kann energiesparend aus Abfällen produziert werden. Pilze sind vergleichsweise wenig erforscht, doch haben bemerkenswerte Fähigkeiten. So sind sie beispielsweise feuerfest, in der Lage giftige Stoffe zu binden und organisches Material zu zersetzen. Diese Eigenschaften von Pilzen kann gleichermassen das Pilzmaterial in sich tragen. Das Pilzmaterial entsteht aus Pilzmyzel, das in eine Form zusammen mit landwirtschaftlichen Abfällen gegeben wird. Die «Pilzwurzel» ernährt sich von den Abfällen und wächst so in die Form hinein.

Bisher wird dieses Material vor allem als Styroporersatz für Verpackungen genutzt. Ich beschäftigte mich damit, wo dieses Material nicht nur als Ersatz verwendet werden kann, sondern wo die einzigartigen Fähigkeiten des Pilzes und der einfache Herstellungsprozess einen Mehrwert schaffen könnte. Um geeignete Einsatzgebieten zu finden, entwickelte ich Ideen und Konzepte passend zu den Eigenschaften des Materials.

Schliesslich stiess ich auf das Problem der «Wachsleichen», das Friedhöfe in Europa grosse Probleme bereitet. Sie sind überbelegt und befinden sich auf zu feuchten Böden, was dazu führt, dass Leichen innerhalb der Grabesruhe nicht mehr verwesen können. Sie müssen tiefer gelegt, umgelagert oder verbrannt werden; und das ist nicht nur ethisch fragwürdig, sondern stellt eine herausfordernde Tätigkeit für den Bestatter dar. Es kommt hinzu, dass durch die oftmals langjährige Nutzung der Friedhöfe die Böden zunehmend verseuchen. Denn die Körper tragen Medikamentenrückstände, Prothesen und Herzschrittmacher in sich.

Eine Lösung gegen Wachsleichen und verseuchte Böden können Pilze bieten, denn sie tragen von Natur aus zur Zersetzung bei und können Schwermetalle und andere Stoffe in sich binden.
Ich konzentrierte mich auf den Sarg, denn Pilzmaterial dient hier nicht als Ersatz, sondern kann ein ökologisches und ökonomisches Problem lösen, mit dem unsere alternde Gesellschaft immer stärker zu kämpfen hat.

Entstanden ist ein Sarg und eine Sargeinlage aus Pilzmaterial. Der Sarg verrottet leicht, benötigt kein Holz und ist ökologisch unbedenklich. Die Sargeinlage dient als Zündwürfel, der ins Feuer geworfen wird – der Verwesungsprozess des Körpers wird durch lebendes Myzel beschleunigt, zudem können Giftstoffe gebunden und aus der Erde gefiltert werden. Die Einlage übernimmt zudem die Funktion des «Ausschlags», bei einem herkömmlichen Sarg besteht dieser aus einem Seidentuch und Sägemehl.
Bei geöffnetem Sarg dient es nicht nur als Bettung und Rahmen des Verstorbenen, sondern um Körperflüssigkeiten aufzufangen. Durch den Herstellungsprozess des Pilzmaterials können Anpassungen in Grösse und Form relativ einfach berücksichtigt werden.

Ursprünglich wurde der Pilz als Verpackungsmaterial verwendet. Zukünftig kann der Pilz eine nachhaltige und kostengünstige Lösung für unsere «letzte Verpackung» darstellen. 

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